Sinnvolle und verpflichtende medizinische Untersuchungen für Katzen in der Zucht
Jede Katzenrasse hat typische „genetische Schwächen“ und „Stärken“, wie auch z.B. jede Hunderasse. Jeder weiß, dass z.B. der Deutsche Schäferhund oft Probleme mit der Hüfte hat, also oft unter einer HD leidet.
Maine Coon werden erfreulicher Weise allgemein zu den „robusten und gesunden“ Rassekatzen gezählt. Damit das auch so bleibt werden die Zuchttiere/Elterntiere von seriöse Züchter vom Tierarzt geröntgt, geschallt und es werden auch genetische Laborauswertungen in Auftrag gegeben. Die hier aufgeführten Gendefekte oder Krankheiten sind jene, die speziell bei Maine Coon in den letzten Jahren immer wieder aufgetreten sind. Gerade deswegen haben hier u.a. gerade die meisten Zuchtvereine, wie auch die meisten Veterinärs Ämter zumindest teilweise Zuchtauflagen an die Züchter gestellt um die Rasse gesund zuhalten.
Wichtig zu wissen ist hier auch, viele Gendefekte können erst sicher diagnostiziert werden wenn die Katzen wenigstens 12 Monate alt sind und manche Gendefekte treten sogar erst noch viel später auf.
Genau deswegen ist es so wichtig die Elterntiere genauesten zu untersuchen und genau deswegen kann der Tierarzt bei einem 3 Monate alten Kitten die Katze gar nicht auf alle Defekte untersuchen.
Wir achten sehr darauf, dass unsere Katzen frei von diesen Erbkrankheiten sind und deswegen sind auch alle unsere Zuchttiere absolut durchgetestet.
Hüftgelenksdysplasie (HD):
Eine klinische HD kann von Bewegungsunlust bis hin zur Lahmheit reichen. Die Katzen springen auch oft weniger, weil ihnen die Hüfte schmerzt. Auch die Fellpflege kann aufgrund von Schmerzen zu kurz kommen.
Katzen in der Zucht werden normalerweise im Alter von 12 Monaten auf HD geröntgt.
Patellaluxation (PL):
Die Erkrankung bewirkt, dass die Kniescheibe leicht aus ihrer Fassung springt. Als Folge humpelt die Katze oder winkelt das Bein an.
Katzen in der Zucht werden entsprechend dem Tierarzt vorgestellt und dieser untersucht sie dann auf PL.
Hypertrophe Kardiomyophathie (HCM):
Die HCM ist eine Herzerkrankung und ist leider nicht so selten wie man sich das wünschen würde. Sie tritt bei sehr vielen Katzenrassen auf und eben leider auch gerade bei Maine Coon. Bei vielen Katzen führt HCM erst zu stärken körperlichen Einschränkungen und dann schließlich zum Tot. HCM kann aber auch mit Medikamenten behandelt werden.
HCM ist eindeutig genetisch und damit vererbbar. Leider ist die Vererbung von HCM sehr, sehr kompliziert und daher ist das Problem auch schwer in den Griff zu bekommen. Auch sind die Gentests zu HCM umstritten und liefern zumindest Stand 2022 kein wirklich verlässliches Ergebnis.
Um HCM auszumerzen hilft meine Meinung nach nur über Generationen jedes Zuchttier beim Tierarzt auf HCM mit Ultraschall untersuchen zu lassen. Dieser Test kann leider frühestens mit 12 Monaten gemacht werden, vorher ist er nicht aussagekräftig genug.
Auch extrem wichtig ist, ob bei irgendeinem abgegebenen Kitten oder Geschwistertier der Eltern jemals HCM aufgetreten ist. Falls irgendwo in einer Blut Line HCM nachweislich auftaucht müssen sofort viele Tiere rigoros aus der Zucht entfernt werden, auch wenn sie selbst nachweislich Gesund sind! Sie tragen den Gendefekt im Erbgut, auch wenn sie selbst gesund sind und auch nie krank werden. Und man kann sich leicht vorstellen wie weh es einem Züchter tut, wenn er eine gesunde schöne Zuchtkatze kastrieren muss, weil sie ein Kitten mit HCM gezeugt oder geboren hat.
Wenn ein Züchter ein zuchttaugliches, durchgetestetes, geschlechtsreifes Zuchttier kastriert, „verbrennt“ er oder sie damit leicht ca. 3000€ plus ca. ein Jahr Zeit. Wenn HCM bei der Nachzucht auftritt, müsste der Züchter meiner Meinung nach beide meist nachweislich gesunden Elterntiere kastrieren, oder es gibt immer wieder mit einer Chance von meist ca. 25% Kitten mit HCM… Einfach Mendelsche Vererbungslehre eines rezessiven Gendefekts.
Viele tun das nicht… das ist eben sehr teuer… Die Cattery My Wild Beloved sowie all in unserem Verbund nehmen jedes Tier aus der Zucht, bei dem ein begründeter Verdacht besteht, dass es einen Gedefekt im Erbgut trägt. Diese Tiere sind selbst meist nachweislich gesund, sie vererben eben nur leider den Gendefekt.
Dieses Vorgehen ist sehr teuer, aber es macht glücklich und lässt einen ruhig schlafen.
– Eine Zuchtkatze kostet meist mehr als 1500€ (Liebhabertiere sind deutlich günstiger)
– Dazu kommen dann noch die Transportkosten von 200€ bis 600€ innerhalb von Deutschlands
– Gentests und medizinische Untersuchungen auf Gendefekte und Zuchttauglichkeit ca. 500€
– Sonstige Kosten wie z.B. Katzenfutter, Katzenstreu usw. bis das Tier geschlechtsreif ist
Polyzystische Nierenerkrankung (PKD):
Bei PKD können sich Zysten in den Nieren bilden. Die Niere wird im Krankheitsverlauf zunehmend beschädigt, bis die Katze schließlich an Nierenversagen stirbt. PKD ist eindeutig genetisch und damit erblich.
Zum Glück ist hier die Vererbung sehr einfach. Jede anständige Zucht kann dafür sorgen, dass PKD bei ihren Kitten nicht auftritt. Auch habe ich in den letzten immer weniger von Fällen mit PKD gehört. Ich hoffe dieses Problem ist bald ausgerottet.
Katzen in der Zucht werden einem Gentest unterzogen um festzustellen, ob eine genetische Disposition zu PKD existiert oder ihre Niere wird ab dem 10ten Lebensmonat einmalig geschallt.
Spinale Muskelatrophie (SMA):
Die SMA ist eine Erkrankung der Nervenzellen. Von der Erbkrankheit betroffene Katzen zeigen bereits in den ersten Lebenswochen auftretenden Muskelschwund und Muskelschwäche.
Der Gentest zu SMA ist aussagekräftig und die Vererbung gut nachvollziehbar, so ist diese Krankheit von einer serjösen Zucht gut in den Griff zu bekommen. Zuchtkatzen werden einem Gentest unterzogen um festzustellen, ob das getestete Zuchttier jemals SMA bekommen wird oder ob es Nachkommen mit SMA zeugen kann.
SMA = n/n bedeutet -> SMA kann bei getesten Tier nicht auftreten und auch bei den Nachkommen kann die Krankheit nicht ausbrechen.
Genetische Blutgruppenbestimmung:
Die Blutgruppe kann für Züchter wichtig sein, weil die Blutgruppen von zwei Elterntieren zusammenpassen müssen, damit es bei der Geburt keine Probleme gibt. Deswegen geben wir sie mit an. Für die Katze selbst oder den Besitzer einer kastrierten Katze hat die Blutgruppe eher keine Bedeutung.
Erklärung Fussnoten:
*1 Die nachgezogene Katze ist nachweislich n/n auch ohne eigenen Gentest, da die Eltern schon beide nachweislich getestet n/n sind.
In der Genetik gibt es einige Gesetzt, die man zumindest als Laie als „Naturgesetzt“ bezeichnen darf. Und obwohl Genetik in aller Tiefe betrachtet unfassbar komplex und kompliziert ist, so sind gleichzeitig viele Sachverhalte an der Basis extrem einfach.
Wenn ein Gentest n/n ausfällt ( n/n = negativ reinerbig) bedeutet das, dass der Gendefekt z.B. HCM oder SMA negativ ist also NICHT vorhanden ist. Das „negativ“ = „Nicht Vorhandenseins eines Gendefekts“ ist damit für alle eine äußerst positive Sache. 🙂 Daraus ergibt sich, wenn beide Eltern nachweislich einen bestimmten Gendefekt NICHT haben, dann können sie diesen Gendefekte auch NICHT vererben. Das geht einfach nicht.
Ein Gendefekt wie HCM oder SMA entsteht nicht einfach mal so aus dem nichts, er MUSS vererbt werden.
Wäre ein Gentest der Elterntiere z.B. n/SMA würden die Elterntiere selbst NIE an SMA erkranken, da SMA ein rezessiver Gendefekt ist. An SMA erkranken NUR Tiere mit dem Ergebnis SMA/SMA. Daraus ergibt sich aber eben auch zwei gesunde Tiere mit Testergebnis n/SMA können zusammen kranke Nachkommen zeugen kann.
Leider kann ein Gendefekt wie HCM über Generationen (wie oben beschrieben) still und leise vererbt werden, ohne dass ein Tier jemals an HCM erkrankt wären. Dazu kommt noch das HCM auf mehr als einem Gen sitzt und damit extrem kompliziert nachzuweisen ist. Und so kann es einem als Züchter passieren, dass man „auf einmal aus dem nichts“ in einen Wurf Kitten mit HCM hat, obwohl beide Elterntiere absolut gesund sind.
Um das Drama mit HCM komplett zu machen, leider gibt es nicht für alle Gendefekte geeignete eindeutig Test. Der SMA Gentest ist z.B. absolut zuverlässig, der HCM Gentest ist es leider nicht. D.h. auch Katzen die nachweislich einen n/n HCM Gentest haben können HCM bekommen, wie auch Katzen die laut HCM Gentest HCM/HCM sind, selbst niemals HCM bekommen haben. Der Gentest für HCM ist schlicht nicht ausgereift und nicht zuverlässig. Das bestätigt einem auch auf Nachfrage jedes Genlabor.
Deswegen hilft wie bereits geschrieben meiner Meinung nach nur alles sofort aus der Zucht zu nehmen (also zu kastrieren), wenn irgendwo HCM auftritt, auch denn die Elterntiere/Zuchttiere selbst gesund sind. Wir machen das genauso, auch wenn es sehr teuer ist und mit viel Herzeleid verbunden ist…