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Vielen werden denken „Wozu soll ich mich über Katzenpsychologie informieren? Meine Katze versteht was ich meine und macht dann was sie will.“
Ja – Katzen kann man nicht erziehen wie Hunde, aber man kann sie überzeugen. Katzen sind aufmerksame Schleichjäger. Sie beobachten uns, interpretieren unser Verhalten und lernen was ein Mensch wohl so meint und will. Und genau deswegen kommen sie auch so wunderbar mit uns klar. Wenn wir das auch tun, werden wir noch wunderbarer mit ihnen zusammen leben.

 

Katzen sind nicht zahm, eher klug:

Ich habe schon öfter die These gelesen, dass Katzen nicht zahm sind, so wie Hunde oder Pferde. Katzen wurden wohl nicht aktiv gefangen und domestiziert, sie sind aus freien Stücken einfach bei uns bzw. bei den Ägyptern eingezogen. Sie haben uns beobachtet und aus der Nähe zu uns gewisse Vorteile gezogen. Dies hat ein näheres Zusammenleben mit uns sehr attraktiv gemacht. Und dann sind sie mit uns eine Art Symbiose eingegangen. Ein Gewinn für alle Beteiligten, aber zahm sind sie deswegen noch lange nicht.

 

Miau:

Und so hat sich die „Hauskatze“ perfekt an uns Menschen angepasst. Ein Beispiel: Alle Katzen, ob Tiger, Löwe, Leopard usw. sind sich in vielen Verhaltensweisen ähnlich, z.B. Jagd- und Spielverhalten, Sozialverhalten, Körpersprache, Kommunikation, usw.
Das „Miau“ hat allerdings nur die „Hauskatze“ und das „Miau“ hat rein zufällig dieselbe Tonfrequenz wie das Schreien eines Babys. Als Mensch sind wir auf den Schrei eines Babys biologisch „gepolt“. Wenn eine Katze kläglich miaut, zerfließt bei vielen Menschen das Herz und schon hat dich dein Liebling in der Pfote. Eine Erziehungsmaßname der Katze, die wunderbar bei uns Menschen funktioniert.

 

Wie gut uns die Katze versteht:

Katzen verstehen Menschen meist besser als andersherum. Und entsprechend leiten sie uns an, die Dinge so zu tun, wie sie das gern hätten. Meine Oma hat sich jede Nacht von Ihrem Kater aus dem Bett scheuchen lassen, um ihn zur Tür rein zu lassen. Er hatte sie schlicht sehr gut erzogen.

 

Du möchtest Deine Katze besser verstehen:

Wenn du besser mit deiner Katze kommunizieren möchtest und sie vielleicht sogar bewegen möchtest etwas zu tun oder gar zu lassen, solltest du zunächst akzeptieren, dass sie eben nicht zahm ist und sie auch nicht erzogen werden kann. Und sie wird auch immer die Persönlichkeit bleiben die sie ist. Du kannst Sie allerdings hier und da beeinflussen.

 

Erst mal anständig „Hallo“ sagen:

Eine Katze ist wie beschrieben eine kleine Persönlichkeit und möchte auch so behandelt werden. Ist ja nur fair, macht sie schließlich ja auch mit dir. Wenn du also auf eine fremde Katze triffst, fass sie nicht gleich an. Streck ihr die Hand ein Stück entgegen und warte ob sie von sich aus kommt. Maine Coon‘s kommen dann für gewöhnlich und beschnuppern erst mal an der Hand, manchmal nehmen sie sich etwas länger dafür Zeit. Lass der Katze ihre Zeit, die sie braucht. Es wäre unhöflich sie gleich anzufassen, bevor sie dazu bereit ist. Wer möchte schon einfach so von einem Wildfremden befingert werden.
Sehr oft kommt eine Maine Coon nach dem ersten Beschnuppern noch näher, dann darfst du sie auch gern streicheln. Falls sie nicht gleich kommt warte noch, meistens kommen sie dann später.
Dieses Ritual ist sehr wichtig für die Katze und gilt nicht nur bei Fremden, sondern auch, wenn du gerade von der Arbeit nach Hause kommst. Lass deiner Katze immer die Zeit des beschnupperns, es ist ihre Art „Hallo“ zu sagen.

 

Blicke sagen mehr als 1000 Worte:

Katzen kommunizieren viel über die Augen und Körperhaltung. Das ist aus menschlicher Sicht leider hochkompliziert. Selbst Streitereien unter Katern können in endlosen Blickduellen ausgetragen werden um dann in einem Kampf von 10 Sekunden zu enden.

Für uns Menschen ist das wichtigste zu verstehen, der tiefe Blick in die Augen einer Katze ist eigentlich eine Kampfansage. Die Katze hat gelernt, dass wir Menschen da „komisch“ sind und nicht meinen was wir „sagen“. Es ist ihnen aber trotzdem meist etwas unangenehm. Deswegen sollten wir Menschen einfach immer schön Blinzeln. Mindestens viermal Blinzeln pro Minute ist eine leichte Sache und mit Blinzeln ist die Welt für eine Katze in Ordnung. Oft kann es passieren, dass deine Katze dann auch zurück blinzelt.

 

„Strafe“ deine Katze niemals mit Gewalt:

Wenn deine Katze etwas tut, was sie nicht soll, ist ihr das meistens bewusst, aber sie tut es trotzdem. „Körperliche“ Strafen helfen bei Katzen nicht, sondern schaden dem Vertrauen und der Bindung. Mit „körperliche“ Strafen ist jede Art von Gewaltanwendung gemeint, die direkt oder indirekt vom Menschen ausgeht. Deine Katze versteht diese „Erziehung“ nicht und kommt zum Entschluss, dass du ein Trottel bist und sie wird dich eine zeitlang oder länger ignorieren. Langfristig führt dies zu einer Meuterei und deine Katze entwickelt unangenehme Gewohnheiten, z.B. Unsauberkeit, Futterstreik, Verkriechen oder sogar der Auszug zum Nachbarn.

 

Das Grundprinzip der „Beeinflussung der Katze“

1. Akzeptieren das Katzen nicht klassisch „erzogen“ werden können
2. Verstehen warum die Katze sich „falsch“ verhält, also was das Bedürfnis hinter dem Fehlverhalten ist. (Beispiel siehe unten)
3. Wenn möglich schaffe eine Ersatzbefriedigung für deine Katze
4. Mache deiner Katze mit dem einmaligem aussprechen von dem Wort „Nein“ das unerwünschte Verhalten klar
5. Fördere mit massiven Loben das gewünschte Verhalten so gut wie möglich

 

Die Katze kratz an Möbeln – So kann man das ändern

Meine Katze kratzte öfter am Teppich, weil der eben gerade in Reichweite war. Der Kratzbaum war „zu weit weg“.
Ich habe also zunächst den Kratzbaum  zentral ins Zimmer gestellt und über die nächsten Tage dann stückchenweise wieder in seine ursprüngliche Ecke gezogen.
Wenn meine Katze den Teppich gerupft hat, habe ich einmal deutlich einmal „nein“ gesagt (nicht laut werden oder gar schreien), habe sie dann hochgenommen und zum Kratzbaum getragen. Da habe ich ihr „etwas vorgekrazt“ und wenn sie mitgekratzt hat habe ich sie extrem gelobt und gestreichelt.
Manche Katzen lassen sich sehr schnell von der Alternative überzeugen und bei manchen dauert es eben länger. Bei meinen Katzen hat es z.B. nach nur 5 Anwendungen wunderbar geklappt, beim meinem Kater hat es mir endlos vorkommende 100 Anwendungen gedauert. Hier hilft nur Geduld, auch 200 Mal ist für „Katzenverhaltensänderung“ noch voll im Normalbereich.

 

Dem Kitten beim Spielen verständlich machen, wann es zu grob ist

Ein Kitten muss spielen, tollen und raufen! Dabei kann es sein, dass es sowohl zu anderen Katzen wie auch zum Menschen ausversehen ein wenig zu grob ist. Das kann passieren und ist vollkommen in Ordnung. Man sollte dem Kitten nur unbedingt mitteilen, wann es zu grob ist damit es sein Verhalten entsprechend anpassen kann.
Wenn ein Kitten zu einem anderen Kitten zu grob ist gibt dieses einen ganz bestimmten kurzen Schrei von sich. Diesen Laut kann man auch als Mensch üben und lernen. Kurz nach diesem Laut darauf hört das Spielen zwischen den Kitten üblicherweise kurz oder ganz auf. Wenn Dein Kitten Dir dann mal ausversehen weh tut imitiere den Schrei. Du wirst sofort an der Reaktion des Kittens sehen, ob es Dich verstanden hat. Schaut es Dich mit einem „Tut mir Leid Blick“ an, hat es Dich garantiert verstanden.

 

Großkatzen

Kleine Geschichte am Rande: Ich habe mal jemand kennengelernt der mit Großkatzen gearbeitet hat. Er kann diesen Kitten-Schrei sehr gut imitieren. Er hat mir erzählt, dass es beim Kuscheln mit seinem Leoparden schon mal zum klassischen „Milchtreten“ kommen kann. Nur wenn eine Großkatze auf Deiner Brust anfängt mit Klauen ordentlich zuzupacken kann das sehr böse enden. In dieser Situation hätte jede Form von Gewalt oder Hektik in einer Katastrophe geendet.
Laut eigenen Angaben ist er mit dem Kittenschrei aus solchen Situationen immer ohne nennenswerten Kratzer raus gekommen. Die Großkatze hat immer aufgehört, wenn sie verstanden hat, dass sie dem kleinen zerbrechlichen Menschen jetzt gerade weh tut.

 

Was ist Besitz und wem gehört was? – Der klassische Streit um den Küchentisch

Katzen haben eine etwas andere Vorstellung von Besitz als Menschen. Grundsätzlich gilt, man kann etwas nur Besitzen, wenn man auch da ist. In der Logik Deiner Katze hast Du jeden Besitz an allem verloren, wenn Du aus dem Haus gehst. Je nach Katze hast Du auch schon allen Besitz verloren, wenn Du aus dem Zimmer gehst.
Beispiel: Deine Katze weiß, dass Du den Esszimmertisch für Dich beanspruchst und springt deswegen nicht auf den Tisch. Das ist toll, da hast Du dich gut behauptet! Vergiss aber nicht, sie springt Deinetwegen nicht auf den Tisch, weil Du ja gerade den Tisch für Dich beanspruchst. So etwas wie ein „allgemeines Verbot“ gibt es in der Katzenwelt nicht. Damit ist der Besitz des Tisches dann auch wieder erloschen, sobald Du aus dem Haus bist. Wenn Du allerdings wieder zurück kommst wird sie ganz schnell den Tisch räumen. Du hast ja mit ganz viel „Nein“ usw. klar gemacht, dass Du diesen Tisch für Dich beanspruchst.
Im Grunde kannst und solltest Du in Punkto Küchentisch das Wort „Nein“ durch das Wort „meins“ ersetzten. Sage „meins“ und meine und fühle auch „meins“! Du wirst sehen Deine Katze versteht Dich so besser. Sie kann ohnehin „nur“ Deine Emotion wahrnehmen, nicht Deine Sprache und ein emotionales „meins“ ist für sie eben verständlicher als emotionales „nein“.
Katzen sind weder unbelehrbar, noch gemein, noch verschlagen. Sie haben einfach nur eine andere Vorstellung von Besitz. Und deswegen wirst Du Deiner Katze auch nie grundsätzlich beibringen können, nicht auf einen Tisch zu springen. Sie wird nur „brav“ sein solange Du da bist. Und mal ehrlich… Du brauchst den doofen Tisch doch wirklich nicht, wenn Du nicht da bist. 😉

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